Reinersreuth
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Zur Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Reinersreuth

Als im Jahre 1793 in Reinersreuth der Feuerruf erschallte, war jeder auf die Hilfe seiner Nachbarn angewiesen. Der Feuerschutz war kaum organisiert und die vorhandenen Löschmittel wenig wirkungsvoll. Die Häuser waren zu großen Teilen aus Holz gebaut und die Dächer mit Stroh oder Schindeln gedeckt. Mit Eimerketten rückte man dem Roten Hahn zuleibe, der in Windeseile um sich griff. Der Erfolg dürfte indes bescheiden gewesen sein.

Es war die größte überlieferte Feuerkatastrophe, die den Ort jemals heimsuchte. Sieben Bauernhäuser (Hausnummern 4 bis 10) - fast der gesamte damalige Ortskern - mit allen dazugehörigen Scheunen und Inventar wurden vernichtet.

Man erkannte dabei auch, dass eine dichte Bebauung Gefahren in sich birgt und errichtete zwei Häuser (Nr. 9 und 10) in sicherer Entfernung neu. Außerdem wurde zum Bau weniger Holz verwendet.

Damals war die sog. "Feuerordnung für das Landvolk" gültig, die am 11. Juli 1785 in der Landeshauptmannschaft Hof, zu der auch Reinersreuth gehörte, verkündet wurde. Darin war festgelegt, welche Löschgeräte in den Orten vorhanden sein mußten.

Nachdem die ehemalige Markgrafschaft Brandenburg-Kulmbach 1810 zu Bayern gekommen war, erließ das neu eingerichtete Bezirksamt Münchberg am 21. Juni 1864 distriktspolizeiliche Vorschriften zum Feuerschutz. Darin wurde jede Gemeinde verpflichtet, "eine gute, zum Fahren geeignete Löschmaschine mit Schläuchen etc..." anzuschaffen und in einem Spritzenhaus unterzubringen. Von jedem Hausbesitzer wurde verlangt, "einen Feuereimer aus Hanf, Stroh oder Leder, eine gläserne Laterne, eine starke, bis zum Hausdach reichende Leiter und einen Feuerhaken" bereitzuhalten.

In Sparneck organisierte noch im gleichen Jahr der damalige Turnverein mit 40 Männern eine "Turnerfeuerwehr", die 1872 in der Freiwilligen Feuerwehr Sparneck aufging. Nachdem das Bezirksamt 1873 die Gemeinden nochmals eindringlich darauf hingewiesen hatte, dass in jedem Ort eine Feuerwehr zu gründen sei und auch entsprechende Zuschüsse in Aussicht stellte, wurden in Stockenroth und Reinersreuth 1875 entsprechende Vereine gegründet.

Handspritze
Eine alte Handspritze

Es ist nicht einfach, eine Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Reinersreuth zu erstellen, da Versammlungsprotokolle erst von 1950 an erhalten sind. Die erste vollständige Mitgliederliste stammt aus dem Jahre 1877, ein älteres Fragment ist zeitlich nicht mehr einzuordnen. Ab 1914 sind nur noch fortlaufende "Grundlisten" vorhanden, die leider keine sicheren Schlüsse auf Mitgliederzahl und Dienstzeiten erlauben. Daher bleibt unser Wissen aus der Zeit von 1914 bis 1950 relativ spärlich.

Der Freiwilligen Feuerwehr gehörten am Anfang alle Reinersreuther Männer bis zum Alter von 50 Jahren an. Es gab einen Hauptmann (Kommandanten), einen Vorstand (der wohl in den ersten Jahren gleichzeitig Schriftführer war), sowie einen Hornisten, die sich zusammen "Chargierte" (Amtsträger) nannten. Ab dem Jahre 1900 kam noch ein Adjutant hinzu. Die Mannschaft unterteilte sich in Steiger, Spritzen- und Ordnungsmannschaft.


Aktivenliste
Auszug aus dem Original der ersten Mitgliederliste von 1877

Der erste Inspektionsbericht der Reinersreuther Wehr stammt aus dem Jahre 1880. Zahlreiche Ausrüstungsgegenstände inclusive einer hölzernen Handspritze wurden regelmäßig in Inventarlisten aufgeführt. Diese Geräte waren bis 1964 im Gemeinde- oder Armenhaus (Nr. 23) untergebracht.

Haus-Nr23
Das Armenhaus war das erste Reinersreuther Gerätehaus

Die Zahl der aktiven Mitglieder in der Freiwilligen Feuerwehr Reinersreuth schwankte beträchtlich und erreichte im Maximum weit über 50 Personen. Die beiden Weltkriege hinterließen tiefe Spuren in der Bevölkerung, besonders bei den Feuerwehren. Im ersten Weltkrieg waren fast alle wehrfähigen Männer zum Kriegsdienst eingezogen und der Feuerschutz kam fast vollständig zum Erliegen. Die bereits ausgeschiedenen, älteren Männer wurden wieder aktiviert. In den Jahren 1943 bis 1945 mussten sogar 20 Reinersreuther Frauen zum Feuerwehr-Notdienst verpflichtet werden.

Seit den fünfziger Jahren ist ein stetiger Rückgang der Aktivenzahl zu beobachten, der wohl zu einem wesentlichen Teil auf die zunehmend ungünstige Altersstruktur der Reinersreuther Bevölkerung zurückzuführen ist. Heute werden nur noch 18 Aktive gezählt.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das aktive Alter auf 18 bis 45 Jahre festgelegt und eine Feuerschutzabgabe eingeführt, die 1996 wieder entfiel. 1951 schaffte man in Reinersreuth die erste Motorspritze TS4 an, drei Jahre später einen Transportwagen dazu.

Übergabe-TS4
Übergabe der ersten Motorspritze TS4 im Jahre 1951 und Demonstration ihres Könnens.

Übung-TS4
Die Fertigstellung der Reinersreuther Wasserversorgung feierte die Wehr 1957 mit einem "Wasserfest". Aus allen Rohren wurde Wasser gefördert und dadurch die Leistungsfähigkeit der Hydranten unter Beweis gestellt.

Wasserfest
Auf ein neues Gerätehaus mußten die Reinersreuther aber bis 1970 warten. Es wurde an der Stelle des abgebrochenen Hauses Nr. 4 errichtet. In der Zwischenzeit wurde 1964 das Armenhaus abgerissen und die Geräte behelfsmäßig in einer Holzhütte untergebracht.

Das 100-jährige Jubiläum feierte die Wehr 1975 mit einem großen Gartenfest. Zur besseren Alarmierung wurde eine Sirene auf dem Gerätehaus installiert.

Zum-Einsatz-1975
Zum Einsatz fertig!

Truppe-1975
1977 konnte dann eine neue, leistungsfähigere Tragkraftspritze TS8/8 mitsamt einem Anhänger TSA (Baujahr 1963) beschafft werden. Beide sind noch heute im Einsatz. Regelmäßig werden Übungen durchgeführt, Unterrichte abgehalten und Leistungsprüfungen abgelegt.

Gruppe-1993
Die Truppe mit TS8 (links) und TS4 (rechts) im Jahre 1993
Leistungsabzeichen
Leistungsprüfung 1997. Von links: Vorsitzender Gerhard Lang, Bürgermeister Gerhard Loy, Kreisbrandinspektor Bernd Hohenberger, Kreisbrandmeister Reinhard Petzet, Kreisbrandmeister Günther Schricker, Kommandant Helmar Schreiner.

Die Reinersreuther Feuerchronik ist relativ kurz:

Nach 1793 ist ein einziger Wohnhausbrand bekannt. Dabei brannte das Haus Nummer 20 um das Jahr 1911 vollständig nieder. Nach dem zweiten Weltkrieg ist kein einziger größerer Brand ausgebrochen. Lediglich zwei Scheunenbrände sind zu verzeichnen, beide im Jahre 1984. Mindestens einer davon wurde durch Brandstiftung ausgelöst.

Der Feuerschutz war immer eine Pflichtaufgabe der Gemeinde. Die freiwilligen Feuerwehren entwickelten jedoch zusätzliche gesellschaftliche und kulturelle Aktivitäten zur Pflege der Kameradschaft und des dörflichen Lebens. Um diese von den dienstlichen Belangen zu trennen, wurden in den achtziger Jahren separate Feuerwehrvereine mit eigenen Satzungen gegründet. Dieser Schritt erfolgte in Reinersreuth am 3. März 1984.

Der Feuerwehrverein hat den Zweck, die Freiwillige Feuerwehr zu unterstützen und wird von einem Vorstand geführt. Der Verein hat aktive, passive und fördernde Mitglieder. Passive Mitglieder haben ihre aktive Dienstzeit beendet (frühestens nach 25 Dienstjahren) und verbleiben beitragsfrei im Verein. Fördernde Mitglieder leisten keinen Feuerwehrdienst und zahlen einen geringen Beitrag. In den letzten Jahren lag die Mitgliederzahl konstant bei etwa 60.

Zur Bereicherung des kulturellen Lebens im Dorf führte der Verein regelmäßige Veranstaltungen durch. Das waren zunächst die beliebten Faschingstänze, später Mehrtagesfahrten, Gartenfeste, Schafkopfturniere, Weihnachtsfeiern etc., an denen sich die Gesamtbevölkerung rege beteiligt.

Die ersten Ehrungen für 25- und 40-jährige Dienstzeit erfolgten im Jahre 1921. Zur Zeit gibt es zwei Ehrenkommandanten, nämlich Anton Schmalz und Gerhard Lang.

Alle Kommandanten und Vorstände von 1875 - 2000 sind leider nicht bekannt. Zwischen den beiden Weltkriegen klaffen erhebliche Lücken.
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Wahlspruch der Feuerwehren