Reinersreuth
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Die Wasenmeisterei

Der Wasen- oder Fallmeister, auch Abdecker oder Schinder genannt, hatte die ehrenvolle Aufgabe, verendete Haustiere zu vergraben und nebenbei den Bärenfang am Waldstein mit Köder (Aas) zu versorgen. Darüberhinaus musste er die Hunde der Schäferei in Stockenroth mit Futter bedienen. Was lag also näher, als diesen "Luderführer" für den Bezirk Münchberg in Reinersreuth anzusiedeln?

Der Kastner des markgräflichen Oberamtes Stockenroth kaufte also 1687 das Trüpfhäuslein des Hans Röder (Haus-Nr. 24) und richtete dort eine Wasenmeisterei ein. Außerdem erhielt der Abdecker einige Stücke Feld und Wiese "im Schweingarten und in der See". Der erste Fallmeister war Adam Tröger aus Sauerhof.

Von nun an wurde alles gefallene Vieh aus den Ämtern Münchberg, Stockenroth und Hallerstein nach Reinersreuth gebracht und dort verscharrt. Insbesondere bei Viehseuchen kamen enorme Mengen zusammen.

Man kann sich denken, daß die Reinersreuther davon nicht begeistert waren. Sie wehrten sich gegen diese Regelung, die auch dann noch bestand, als der Bärenfang außer Dienst und die Schäferei stillgelegt waren. Sie schrieben 1768 sogar an den Markgrafen und beschwerten sich. Nicht nur der üble Geruch sei es, der den Ort einhülle, ein Teil des Viehs werde neben der Hütte verscharrt in feuchtem, sumpfigen Boden, wo es nicht verwese und dass manchmal Därme und Geschlinge im vorbeifließenden Bach gefunden wurden, dessen Wasser wiederum zum Tränken des Viehs verwendet werde usw....

Aber vor allem die Münchberger gaben nicht nach und setzten durch, dass die unhaltbaren Zustände aufrechterhalten blieben. Erst 1912 wurde die Fallmeisterei aufgelöst.

Der letzte Fallmeister stammte übrigens aus Sachsen und war der Sohn eines Scharfrichters. Er konnte angeblich auch Krankheiten bei Mensch und Vieh heilen und verkaufte eine Heilsalbe, die "Schreinersschmiere" genannt wurde. Beim Besprechen von Krankheiten stieß er ein Messer in die Türe seines Hauses und schlug dann einen Keil in die so entstandene Kerbe. So sollte die Krankheit in der Türe bleiben.